3. Tag

Freitag 15. Juli 2011
O Cebreiro – Triacastela – 22 km
 

Gut geschlafen und von Hexen und Druiden geträumt.
Ein Blick aus unserem Zimmer zeigt uns, dass ganz O Cebreiro im Nebel eingehüllt ist. Langsam aber lichtet sich der Nebel und man sieht hinunter, dorthin,
wo der Bauer im Jahre 1300 vielleicht gewohnt hat.
 

Jedenfalls ist dies eine echte galicische Katze. Na ganz klar, Hexen haben ja Katzen. Fragt man einen Einheimischen ob es Hexen (meigas) wirklich so im heutigen Leben gibt, so antworten sie:“ Wir können nicht an etwas glauben was wir hundertprozentig wissen ! Wir wissen es 100-%ig, dass es heute noch Hexen gibt ! Jedenfalls trinken Hexen ihren eigenen Queimada-Schnaps !“ (Queimada besteht aus: Trester, Zucker, Kaffee, Kräuter, Früchte und dies alles wird noch flambiert)

Hier eine lange Unterhose eines galicischen Bauern. Und dies im Sommer.
Da kann es ja nicht mit rechten Dingen zugehen.
Heidi Margarete und Johann Silvester streifen weiter durch das galicische Dorf
der Hexen und Druiden.
 

Hier bei der Kirche scheint alles in Ordnung zu sein.
Steht diese Kirche schon fast 1000 Jahre.
Sie wurde im 9. Jahrhundert erbaut und ist damit die älteste erhaltene Kirche am Jakobsweg. Im Jahre 1072 wurde hier auch ein Kloster gegründet.


Zwei Jakobspilger, die in der Nacht aufgestiegen waren, haben keine Herberge mehr bekommen. Sie schlafen wohl behütet beim Eingangsportal dieser alten Kirche.
Der Aufstieg nach O Cebreiro ist ein gewaltiger.
Deswegen wird dieser Berg auch als „Oh - Krepiero“ benannt.

Langsam heißt es Abschied nehmen von diesem uralten galicischen Dorf der Hexen und Druiden. Wir packen unsere Rücksäcke.
Aber auf dass Frühstück können wir nicht verzichten.
Der Hunger treibt uns wieder in unsere Pulperia.

Heißen Tee, Kaffee und Butter mit Marmelade und Honig.

Und dann ist es wirklich so weit.
Langsam, Schritt für Schritt folgen wir den gelben Pfeilen.
Galicien mit der Hauptstadt Santiago wartet auf uns.
Die Wasserflaschen sind gefüllt, die Pilgerpässe warten auf ihre Eintragungen.


Die Richtung stimmt. Die Sonne ist im Rücken, wir bewegen uns Richtung Westen.



Unser Tagesetappenziel ist Triacastela. Es wird noch etwas bergauf gehen.
Doch dann hinunter nach Triacastela.



Alle 500 Meter stehen diese Steine mit dem Ortsnamen
sowie die noch zu gehenden km nach Santiago.
Da unsere Hausnummer in Stallhofen 143 ist, mussten wir hier ein Foto machen.

Schön sind sie schon, diese alte sakrale Bauten.
Einzelne Steine bilden diese uralte Kirche. Sogar die Dachhaut ist aus Stein.

Auf der Passhöhe San Roque stemmt sich ein Pilger aus Bronze gegen den Wind.
Seinen Hut muss er da noch festhalten,
bevor es dann nochmals zum Alto do Poio hinaufgeht.

Ja, die Richtung stimmt. Auf Richtung Westen.

Danach geht es merklich bergab. Bald sieht man im Tal Triacastela.
Doch vorher kommt man zu einer uralten Kastanie.
Sie ist sicherlich so alt wie die Kirche in O Cebreiro.

Hier in Ramil, da steht diese uralte Kastanie.
Der Baum erinnert uns, dass unser großer Esstisch zuhause ebenfalls aus dicken Kastanienpfosten besteht. Wie viele Pilger haben hier in ihrem Schatten wohl schon Rast gemacht? Was sind für diesen Baum schon einige Hundert Jahre?
Was sind für den Menschen einige hundert Jahre?
Wer kann sich von uns aus schon weiter als zum Urgroßvater zurückerinnern?
Ob in den Wurzeln dieser Baumes Geister oder Kobolde hausen?

Wir sind in Triacastela angekommen. Hier gab es einmal 3 Festungen, 3 Pilgerhospitäler und ein Pilgergefängnis. Der Turm dieser Iglesia de Santiago ist aus dem 18. Jahrhundert, jedoch die Apsis soll aus den 12 Jahrhundert stammen.

Im Inneren der Iglesia ist es angenehm kühl. Da vergessen wir sogar unsere Hüte abzunehmen. Jetzt noch nach vorne zum Altar. Dort steht ein lebensgroßer Santiago.

Grün ist sein Gewandt. So grün wie Galicien.
Auf seinem Hut trägt er eine Jakobsmuschel,
das heutige Erkennungszeichen aller Santiagopilger.

Natürlich ist der Pilgerstempel von Triacastela auch grün.
Im Mittelalter war es üblich, einen Kalkstein mit nach Santiago zu nehmen.
Dort wurde er in den Kalköfen zu Kalk gebrannt um
die große Kathedrale am Ende der Welt bauen zu können.

Endlich bei einer Albergue angekommen.

Schuhe ausziehen, etwas trinken, tuschen,
Wäsche waschen und dann ab zum Nachtmahlessen.

Hier ein Blick in unser heutiges Refugio.

Die Wäsche darf trocknen.


Am Pilgerweg braucht man nicht lange zu suchen um ein Gasthaus zu finden.

Galicischer Pulpo. Man isst ihn aber nicht mit der Gabel,
sondern mit den Holzstäbchen, die mitgeliefert werden.

Gemüse, ja Gemüse.

Cafe solo mit der Santiagotorte.

Ja, 22 km waren für den ersten Tag mehr als genug.
Kalksteine werden wir für die Kathedrale keine mitnehmen müssen.
Wir haben da schon mit unseren Rucksäcken genug zum Tragen.
10 kg sollte er nicht überschreiten, man braucht am Weg nicht mehr.

Hier unsere Serviette, da sieht man die Jakobsroute bis Santiago. Wir sind jetzt in Triacastela. Jetzt wissen wir, was uns in den nächsten Tagen erwarten wird.

see you people !
Heidi Margarete und Johann Silvester