25 Tag

Donnerstag 2. August 2012
Mirax - Sobrado - Arzua 47km
 

 

Hello people !
 

Ja, diese Engländer...
Beim check in in diese Herberge hast du ein Einstellungsgespräch gehabt.
Die in die Jahre gekommene Lady prüft dich auf Herz und Nieren.
Besonders der Stempel von wo ich meinen Pilgerpass bezog, der Salzburger Jakobsgemeinschaft , faszinierte ihr.
Und durch ihren schwarzen, trockenen Humor, ließ sie wissen,
was in dieser einsamen Gegend alles so läuft.
Hier am Foto ein fahrender Shop, sonst gibt es hier kilometerweit nichts als Gegend, bellende Hunde,Hexen und Kobolde.
Ja manchmal war ich mir der Echtheit der englischen Albergue auch nicht so sicher. Aber ein tolles Erlebnis mitten in den galicischen Bergen.





Nun war es an der Zeit, Miraz zu verlassen.
Vielleicht gelingt es mir doch, bis Arzua durchzugehen.
Na, das wären ca 11 Stunden laufen. Mal schauen, was meine Füße dazu sagen.




Und da meine Füße im wesentlichen nichts dagegen hatten, gab ich Gas.
Zuerst den Berg hinauf.
Mit seinen 714 Metern die höchste Erhebung am Küstenweg.
Wenn ich da an den weststeirischen Weg denke,
oder an das Velebit Gebirge an der Adria, muss ich leicht schmunzeln.
Doch die Gegend hat in Bezug auf Hexen und Kobolde etwas an sich.
Sie ist irgendwie mystisch, hat was an sich.





Mystisch und Heilig. Ein Heiliger Prozess.
Ist alt werden ein Heiliger Prozess? Zeit und Raum.
Ja, ein Heiliger Prozess braucht einen Raum. Den Raum des Schweigens.
Der Raum der galicischen Berge, 10 - 15 km ein Weg,
ein Weg den man alleine geht, ein Stück Weg des Schweigens.
Schweigen ist wie, wie eine Heilquelle des Lebens, ja ein Abenteuer,
ein Abenteuer, 10 - 15 km nur zu schweigen.
Auch Mönche nehmen ihr Mittagessen nur schweigend zu sich.
Sie machen Nahrungsaufnahme dadurch zu einer Heiligen Handlung
und dadurch auch zu einer Heilquelle für sich, und für das Leben.
Und Menschen, die ihre Lebenszeit nur laut verbringen,
vergeben eine große Change. Die Change der Reifung,
die Change der Menschwerdung.
Und deswegen ist Schweigen eine Heilige Handlung,
gleich wie der Prozess alt zu werden.
Ja, die Energie und die Informationen am Weg fliesen
und mein dicker Notizblock, er geht einfach über vor lauter Wörter.






Endlich in Sobrado angekommen.
Auf dieses Sobrado habe ich mich schon gefreut.
Das erste spanische Zisterzienserkloster.






Es begann im 12. Jahrhundert.
Natürlich wurde auch hier in der Barockzeit die schöne, alte,
schwere Romanik darüber gebaut.





Wie hat das Leben hier im Mittelalter,
in diesem riesigem Kloster wohl ausgesehen?
5 Uhr früh aufstehen, da gab es 7 festgesetzte Zeiten des Chorgebetes.
Ja, ora et labora, beten und arbeiten war angesagt.
Und manche Leute Glauben, der Zölibat sei eine Einschränkung,
nein ganz im Gegenteil, es ist wie eine Freiheit,
das Privileg aller Privilegien schlechthin.
Denken sie daran, wenn ihre Frau ihnen die Leviten liest,
dieses Problem haben die Jungs in weißer Kutte nicht.
Und wenn sie doch eine Privatsphäre brauchen, dann gehen sie halt in Clausur.






Hier die 8-eckige Kuppel von unten.
Natürlich hat Gottesdienst oberste Priorität.
Und wenn die Konventglocke um Punkt 12 Uhr zum Mittagessen läutet,
dann müssen die Jungs die Arbeit beenden.
Das weiße Gebetsgewand, die Kukulle ist anzuziehen, zuerst in die Kirche,
das Gebet und dann in das Refektorium, den Speisesaal.
Und wie schon vorher gesagt, beim Essen herrscht Stillschweigen,
nur ein Mitbruder liest vor.


 

Hier der Eingang zur Klosterkirche.


 


Das Schwert:
Das Schwert hat im Mittelalter eine besondere Bedeutung gehabt.
Jeder Ritter wurde am Grab mit Schwert dargestellt.

 



Die Mönche im Mittelalter waren Ritter und Mönch zugleich.
Doch man könnte hier viel über das Schwert schreiben.
Ein Schwert zu beherrschen war schon eine besondere Kunst.
Erfahrung und Wissen. Energie und Information.
Der Weg des zweischneidigen Schwertes? Leute, dieser Weg,
der so anders ist, wie mein erster, hat es in sich. Keine Tränen,
nein Schweigen und Staunen ist angesagt.
Ich bin gespannt, was mich in Santiago wirklich erwarten wird.

 

Endlich so gegen 19 Uhr 30 in Arzua eingetroffen.
Nur mehr 40 km bis Santiago de Compostela.

See you people !

Johann Silvester

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