17 Tag

Mittwoch 25. Juli 2012 Jacobustag
Gijon - Aviles 25 km
 

 

Hello people !
 
 
Nach dem teuren Bier ging ich auf die Suche nach der Pension,
die mir die Touristeninformation empfohlen hatte.
Nach 2 Stunden intensiver Suche hatte ich sie dann gefunden.
Die Pensionsinhaberin gab mir zu verstehen, dass sie nur Paare nimmt.
Ich gab ihr zu verstehen, würde ich einen Liter Sidra trinken,
würde ich gleich zu zweit sein. Ja Leute, es war nur eine Preisfrage.
40 € kostete das Zimmer im Lande des Mostes
und schon hatte ich mein Refugio.

 


 
Gut ausgeruht verlasse ich um 8 Uhr meine Unterkunft.
Mein erster Weg führt mich in ein Cafe.
Dort läuft gerade ein Bericht über das große Spektakel in Santiago.
Natürlich habe ich für euch ein Foto gemacht.



 


 
Ich komme auch am Stadtstrand vorbei.
Gestern noch voller Leute, heute die Flut.
Toll denkt sich der Jogl, die brauchen ihren Strand nie zusammenräumen.


 

 

Ich verabschiede mich von Don Pelayo,
dem asturischen Heerführer aus dem Jahre 722.
Na ja, gestern bei der Wegführung schon so geärgert ,
heute sind die gelben Pfeile sehr spärlich gesetzt.
Da waren wohl die Jungs aus Gijon wieder auf Sidretour.
Vielleicht wäre doch der Camino Primitivo besser gewesen?



 



Und ob! Das was ich heute sehe ist eines Jakobsweges nicht würdig.
Fast nur Asphalt, fast keine Kennzeichnung, schwere LKW neben dir, manchmal kein Platz zum ausweichen.
Ab und zu auf einer Hinterseite einer Verkehrstafel ein kleiner gelber Pfeil. Du gehst stundenlang in einem sehr großen Industriegebiet.
Zusätzlich so an die 30 Grad. Komme auch bei einem Verkehrsunfall vorbei. Ein Motorradfahrer liegt auf der Strasse.
Ja diese Route trägt die Handschrift von den Jungs aus Gijon.
Ja die müssen wirklich eine Sidra -Presse zu Hause haben
und sich davon ernähren.

 

 



Und während meines Mittagessens denke ich mir, was wohl die kostbarste Resource der Menschheit ist.
In Zeiten wie diesen wird sehr viel Gold gekauft.
Oder ist es Erdöl oder gar Uran? Ich bin auf keines der drei gestoßen.
Die kostbarste Resource der Menschheit ist meiner Meinung nach ganz etwas simples. Wir brauchen kein Hamsterrad zu treten, um Gold oder Geld oder Öl anzuhäufen. Nein, es ist viel einfacher, so einfach wie hier am Jakobsweg.


 

 


Im Alltag geben wir jeden Tag kräftig Gas.
Am Abend fallen wir müde ins Bett, doch am nächsten Tag geben wir wieder kräftig Gas. Dabei merken wir nicht, dass wir nicht von der Stelle kommen. Wie in einem Hamsterrad. Stress kommt auf und man fühlt sich ausgelaugt und erschöpft. Man denkt an früher, wie schön es war,
als wir noch alle Sinne beisammen hatten.



 
Fisch gekocht, mit Olivenöl und würzigen Kräutern,
meine Schwachstelle, gutes Essen.
Wer ein " warum " zu leben hat, erträgt fast jedes " wie " ,
wußte schon der alte Nietsche. Sinn, liebe Leute, scheint jedoch in unserer hektischen Epoche zur Neige zu gehen.
Die Symptome eines fortschreitenden Sinnverlustes macht sich nicht nur in psychologischen Praxen bemerkbar. Die Sinnquellen wie Religion,
Familie oder Selbstverwirklichung haben sich verbraucht.
Und wer dies zu spät bemerkt ist mitten drinnen in seinem burn-out.


 


 

"Sinn ist das, was uns begeistert, was uns hinreißt,
was wir mit all unseren Sinnen erleben ".
Dafür müssen wir unseren Geist entrümpeln,
von all den falschen Glücksvorstellungen,
denen wir zu lange Glauben geschenkt haben.
Ein wenig Philosophie kann dabei wie Medizin auf unseren Geist wirken.
Ja Leute, Sokrates und Co sind wieder gefragt.
Ihr kennt diesen Satz schon:
" Macht euch nicht immer um den Körper und um das Vermögen Sorge, sorgt euch viel mehr um eure Seele! " (Sokrates)
Oder glaubt ihr, das Denken sollen wir den Pferden überlassen,
weil sie einen größeren Kopf haben ?


 

 Endlich in Aviles angekommen, schalte ich mein Hirn aus.
Zuviel Philosophie ist auch nicht das wahre.
Aber es sind Gedanken, die am einfachen Weg kommen.
Dort wo man nur einen Schritt hinter dem anderen macht.
Und die Energie fließt. Manchmal würde ich einen Schalter brauchen um sie abzuschalten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

 

 

Noch 335 km nach Santiago. Schläfe heute in der Herberge Pedro Solis.
70 Matratzen in einem Raum.

 
 
 

See you people !

Johann Silvester

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