5. Tag

Sonntag 17. Juli 2011
Saria – Portomarin - 19 km
 

Wir verlassen Saria Richtung Westen.

Kein Regen aber schönes, galicisches Wetter. Einmal am Tag muss es halt regnen,
sonst wäre es ja nicht Galicien.

Nur noch 110 km nach Santiago. Über 40 km sind wir schon gegangen.
Will sich Heidi Margarete hier am Stein verewigen ?
Oder legt sie ihren Stein am Weg ab? Wer weiß das schon so genau !

Eine uralte Steinbrücke führt uns Richtung Portomarin.

Und schon wieder Steine. Auch Steine haben eine Seele und sind stets unterwegs,
aber viel, viel langsamer als wir. Haben ja auch eine längere Lebenszeit als Menschen. Auch Botschaften, Nachrichten von Pilger zu Pilger sind am Weg unterwegs.

Ein Spanier wollte unbedingt ein Foto von uns machen.
Was dabei herauskommt sieht man ja.


Santiago, du Bruder des Johannes, wir sind am Weg zu Dir.
Doch wir haben noch etwas mehr als 100 km.  - also Gas geben.
Zwei Pilger mit Hut auf ihrem Weg nach Santiago.

Am Weg wieder eine uralte Kastanie.
Und wir fragen uns ob so Märchenwälder aussehen ?


Der Weg aus dem Märchenwald.



Bingo ! Auf diesem Stein steht geschrieben:
„ K 100“ Es sind genau noch 100 km bis Santiago de Compostela.



Und natürlich will sich hier ein jeder verewigen.
Alle Jahre muss dann dieser Stein wieder gereinigt werden.
Oder machen das die Waldgeister?

Weiter geht es Richtung Portomarin.


Zwei Brücken führen über den Fluss Rio Mino nach Portomarin. (hier bei Niederwasser) Eine kleine Brücke und eine sehr hohe Brücke.
Der Grund: In den 60iger Jahren wurde der Rio Mino aufgestaut.
Das alte Dorf, einst einer der blühendsten und reichsten Orte Galiciens,
verschwand im Wasser.

Lediglich die Kirchen San Pedro und San Nicolas wurden Stein für Stein abgetragen und im neuen Ort (hohe Brücke) wieder aufgebaut. Diese Iglesia de San Nicolas (Ende des 12 Jh.) ist ein Werk eines Schülers von Meister Mateo, der das Glorientor im Inneren der Kathedrale von Santiago gebaut hat. Ist sie nicht wunder – wunderschön?

Am deutlichsten lässt sich der Einfluss Mateos in der figürlichen Gestaltung des Hauptportals erkennen. Heidi Margarete und Johann Silvester sind sich einig:
Das ist unser Stil, die Romanik einfach und gleichzeitig genial.

Stundenlang könnten wir diese Steine betrachten.
Gut dass man sie vor dem Wasser gerettet hat.

Wir setzen uns in die Kirche und genießen diese ungewöhnlich helle Atmosphäre. Wir sind von dieser Einfachheit begeistert. Und es ist doch alles da, was wichtig in einer Kirche ist. Dieses Kreuz in der Mitte, es ist einfach wunderschön.

Auch ein Refugio ist in Portomarin schnell gefunden. Am Abend, am großen Platz vor der Kirche hören wir noch einen Dudelsack (gaita) spielen. Ja diese Galicier haben eine eigene Sprache, waren aber nie ein eigenes Königreich. Sie wurden immer von den Königen aus Leon, Kastilien und später Spanien beherrscht.

Morgen, ja morgen soll es weiter gehen Richtung Airexe - Melide.
Doch heute Nacht werden wir sicherlich von der wunderschönen alten romanischen Kirche träumen. Und vielleicht erscheint uns sogar Meister Mateo höchstpersönlich ? Aber wer weiß das schon ?


 

see you people !
Heidi Margarete und Johann Silvester