6. Tag

Samstag 14. Juli 2012
Morgan - Lezama - Bilbao - Portugalete 42 km
 
 
Hello people !

 
Guten Morgen! Am Küstenweg regnet es wieder.
Joseph hat entweder sein Handy ausgeschaltet oder verloren.
Ich mache mir darüber Sorgen. Ebenfalls meine Frau.
Siemeint, ich solle schön auf mich aufpassen.
.Ich schrieb ihr zurück: "Mach dir keine Sorgen,
ich bin mit einer jungen Ärztin aus Irland unterwegs,
also in allerbesten Händen."
Doch dies hätte ich besser nicht schreiben sollen.

Ja, ich Schätze die Gespräche am Weg. Immer wieder stelle ich fest,
das die Leute überall in Europa, Freunde haben.
Ja, langsam wächst Europa zusammen. Dabei können wir stolz sein auf die Vielfalt und den kulturelle Reichtum unseres Kontinents.


 

Während in Irland die größte Ausländergruppe die Engländer sind, sind es bei uns die Ostdeutschen. Und wie wir in München Zwischenstation machten, hörten wir fast kein deutsches Wort. Integration wäre nicht nur Höflichkeit dem neuen Staat gegenüber sondern das Um und Auf des Zusammenlebens.



 
Unsere Wege trennen sich.
Wir kommen in die Hauptstadt des Baskenlandes Bilbao, 380 000 Einwohner. In dieser Gegend leben mehr als 1 Million Leute.
Eisenerz und Stahlindustrie waren das große Geld.
Ab den 70iger Jahren ging die Wirtschaftsleistung stark zurück.



Auf diesen Augenblick hatte ich schon sehr lange gewartet.
Ich kann es immer noch fassen. Ich, der Jogl aus der Steiermark steht vor dem wohl modernsten Gebäude der Welt. Dem Guggenheim - Museum.
Wer kennt den Designer Frank Gehry nicht? Die alten romanischen Kathedralen und sein Museumsgebäude haben bei mir den selben Stellenwert. Im Vordergrund die Spinne von Louise Bourgeois.


Warum mich diese Moderne so gefällt, ich weiß es nicht.
Stundenlang könnte ich diese Formen ansehen. Die Romanik und die Moderne.

Einfach einfach, schlicht und ehrlich, diese Formen stehen für sich alleine, brauchen keine Beschreibung, die gerade Linie, suchend nach dem Sinn des Lebens. Wie auf dem Weg selbst. Einfachheit, Klarheit und Ehrlichkeit

.

Hier sieht man den Unterschied zwischen Kitsch und Kunst.
Der Blumenhund "Puppy" von einem Künstler. Den Unterschied zwischen Kunst und Handwerk schreibe ich manchmal auf die Entwürfe meiner Schüler.
"Kunst kommt von nicht können, könntest du es, wärest du ein Handwerker und kein Künstler." Handwerker und Architekten,
wie Frank Gehry, verstehen ihr Handwerk.
Auch Tischler sollten Handwerker, also Könner und keine Künstler sein.
 

Schweren Herzens reiße ich mich von Bilbao los.
Das Guggenheim - Museum von Bilbao lässt mich auch im Kopf nicht mehr los. Doch mein Weg geht nach Westen, an der Küste entlang.
Ich nehme nicht den Zug nach Portugalete, nein ich schaue mir auf den nächsten 13 km die halb verfallenen Industrieanlagen und die schäbigen Wohnungen des Industrieabbaues von Groß-Bilbao an.
Einst Reichtum, heute Verfall. Wie nahe zusammen liegt Reichtum und Armut, liegt Freud und Leid.
Und der Jogl denkt, es ist schön, all das sehen zu dürfen.

Eine schwebende Gondel, moniert auf dieser Hängebrücke nach Portugalete, bringt mich zu meinem Refugio auf die andere Seite des Flusses.
So an die 40 Pilger werden in einem alten Schulgebäude hineingestopft.
Doch als Pilger ist man froh, einen trockenen Platz zum Übernachten gefunden zu haben. Zu Joseph habe ich immer noch keinen Kontakt!!!
Doch heute Nacht werde ich sicherlich von den Formen des Frank Gehry und der Romanik träumen.

See you people !

Johann Silvester

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